Mein Bach in diesen Zeiten

8. April 2020

Bachs Musik verbindet und wird uns auch in diesen schwierigen Zeiten Kraft und Mut geben. Unser Diektoriumsmitglied Ulrich Konrad lädt herzlich ein, den zweiten Satz aus Bachs Kantate „Jesu, der du meine Seele“ (BWV 78)     zu hören und schreibt dazu:

Nicht wenige unter uns werden es zum ersten Mal erleben (mir jedenfalls geht es so): Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern finden ohne die gewohnten gottesdienstlichen Feiern statt – die Kirchen bleiben geschlossen. Selbstverständlich fallen Passion und Ostern nicht aus, wie in diesen Tagen mancher Zeitgenosse gedankenvergessen formuliert. Aber das aktive Mitgehen durch das Geschehen, wie es uns in der Schrift vergegenwärtigt wird, das ist eingeschränkt. Die Spannung zwischen dem „Hosanna“ und dem „Kreuzige ihn!“ mögen wir in diesem Jahr anders erfahren als sonst. Wie Jesus in Jerusalem einzog, davon berichtet etwa der Evangelist Matthäus: Nicht hoch zu Rosse, sondern auf einer Eselin. Wer schon einmal auf einem Esel saß, der wird sich kaum als Triumphator vorgekommen sein. Aber ums Triumphieren ging es damals wie heute nicht. Gerade in der Situation unserer Tage wäre Herumstolzieren noch lächerlicher als ohnehin: Bedachtsamkeit und Umsicht bei der Fortbewegung lauten die aktuellen Gebote. Das ist alles andere als selbstverständlich und nicht eben einfach. Oft genug tappen wir herum, straucheln, suchen den Weg.

Wir eilen mit schwachen,  doch emsigen Schritten,
O Jesu, o Meister, zu helfen zu dir.
Du suchest die Kranken und Irrenden treulich.
Ach höre, wie wir
Die Stimmen erheben, um Hülfe zu bitten!
Es sei uns dein gnädiges Antlitz erfreulich!

Bach hat diesen Text für den zweiten Satz seiner Kantate zum 14. Sonntag nach Trinitatis 1724 „Jesu, der du meine Seele“ (BWV 78) zur musikalischen Gestaltung vorgefunden. Die Zeilen haben ihn zu einer ungemein lebendigen, hoffnungsbereiten, geradezu aufgeräumten Musik angeregt. Ich höre in ihr die „schwachen, doch emsigen Schritte“ unserer Gegenwart, einen Palmsonntagszug eigener Art, der inmitten der Krise deutlich macht, dass uns damals wie heute eine Zusage gilt: ER sucht die Kranken und Irrenden treulich. Bachs optimistische Musik vermag uns spüren zu lassen, wie einem jeden und einer jeden das gnädige Antlitz erfreulich sein kann.

Ich wünsche uns allen von Herzen eine im vollen Wortsinn gute Woche. Bachs Duett aus der Kantate BWV 78 finden Sie bei YouTube, gesungen von Julia Neumann und Margot Oitzinger unter Leitung von Rudolf Lutz (mir gefällt diese Aufnahme sehr gut):
https://www.youtube.com/watch?v=NUgqfFCt2LE

 

Trauer um Daniel Chorzempa

3. April 2023

Wir trauern um den Organisten, Pianisten und Musikwissenschaftler Daniel Chorzempa, der am 25. März 2023 im Alter von 78 Jahren in Florenz verstorben ist. Der Musiker und Bach-Preisträger war von 1984 bis 2022 Mitglied im Direktorium der Neuen Bachgesellschaft.

Geboren 1944 in Minneapolis, Minnesota    Continue reading

Vorstandswahlen 2023

27. Februar 2023

Auf der Gremiensitzung im Bachhaus in Eisenach wurde der Vorstand der Neuen Bachgesellschaft turnusmäßig neu gewählt. Dem Vorstand gehören für die nächsten drei Jahre an: Prof. Dr. Christfried Brödel (Vorsitzender),     Continue reading

Soeben erschienen: Das Bach-Jahrbuch 2022

7. Februar 2023

Der diesjährige 108. Band bietet eine breite Palette von verschiedenartigen Themen und zeigt somit eindrucksvoll die Vielseitigkeit der aktuellen Bach-Forschung. Leser und Leserinnen sind eingeladen, den vielfältigen Ansätzen und Einblicken selbst zu folgen; hier seien   Continue reading

Mitteilungsblatt Nr. 91 erschienen

1. November 2022

Lesen Sie im Mitteilungsblatt einen ausführlichen Bericht zum Bachfest Leipzig 2022 und die Ankündigung für unser nächstes Bachfest 2023 in Eutin und Plön in der Holsteinischen Schweiz, entdecken Sie das „Alte Testament der Klavierspieler“ im Bachhaus Eisenach und erfahren Sie, wie der französische Autor      Continue reading